Alpine Vereine starten Initiative für mehr Sicherheit und Risikobewusstsein am Berg
Richtige Tourenplanung ist entscheidend. Wie vieles andere im Leben müssen auch diese Fertigkeiten irgendwann mal gelernt werden. Aktueller denn je: Der Ruf nach mehr Rücksicht und Umsicht beim Sport auf den heimischen Bergen wird lauter . Alpenverein, Bergführerverband, Bergrettung, Naturfreunde und die ZAMG gehen gemeinsam in die Offensive für mehr Sicherheit und Risikobewusstsein am Berg. Die Botschaft lautet: Lerne von den Profis!
Ein Gipfel gehört Dir erst, wenn Du wieder unten bist.
Vorbereitung ist alles. Die Basis für ein sicheres Bergabenteuer ist die richtige Tourenplanung. Als sein eigener Regisseur hat man alles selbst in der Hand. Schreibt sein Drehbuch selbst und kann so das Erlebnis Berg in vollen Zügen genießen. Am Beginn steht der Lawinenlagebericht. Diese täglich erscheinende Information beinhaltet alles Wissenswerte rund um die Themengebiete Wetter und Schnee. Der Lawinenlagebericht muss vom Leser verstanden, richtig interpretiert und im Gelände korrekt umgesetzt werden. Subjektive und objektive Gefahren sind während einer Tour zu erkennen und sein Verhalten ist darauf abzustimmen Als subjektive Gefahren gelten jene, die „von innen kommen“, also jene aus dem Menschen heraus entstehen. Als objektive Gefahren gelten jene, die „von außen kommen“, also vom Berg bzw. Gelände ausgehen.
In Österreich starben in den letzten Jahren pro Winter durchschnittlich 20 bis 25 Menschen in Lawinen. Viele dieser Unfälle wären mit einer besseren Tourenvorbereitung vermeidbar gewesen, sagt Arno Studeregger von der ZAMG: „Wer im Gelände unterwegs ist, muss über die aktuelle Schnee- und Wettersituation gut informiert sein. So lässt sich das Risiko deutlich verringern. Die Lawinenwarndienste erweitern daher ständig ihr Angebot und versuchen noch besser auf die Anforderungen und Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer einzugehen. Dazu gehören die Neuerungen dieser Saison: eine einheitliche graphische Darstellung des Lawinenberichtes und die Umstellung auf Lawinenberichte am Abend statt in der Früh. So bleibt mehr Zeit für die Tourenplanung.“
Der gute Ton macht die Musik
Rücksicht und Umsicht, nicht nur auf Tour, sondern schon bei der Anreise sind für einen gemeinsames Miteinander entscheidend. Bei den Ausgangspunkten der Touren sind Halte- und Parkverbote zu beachten. Das Eigentum anderer soll respektiert werden. Dazu zählen Pistenregeln und Anweisungen vom Seilbahn- und Liftpersonal. Berge und Alpen sind sauber zu halten, dafür gibt es Papierkörbe und öffentliche WC-Anlagen.
Ich packe in meinen Rucksack
Was gehört bei einer Schneeschuhwanderung oder Skitour in den Rucksack? Eine dem Stand der Technik entsprechende, zeitgemäße, geprüfte Sport- und Notfallausrüstung aus dem Fachhandel. Notfall, was tun? Ein LVS-Gerät, einen Lawinenschaufel, eine Lawinensonde, eine Erste-Hilfe-Ausrüstung, einen Biwaksack, ein Mobiltelefon und ein Lawinen-Airbag-Rucksack sind die Zutaten. Das Rezept wie man damit richtig umgehst lernt man nur von den Profis.
Martin Edlinger, Leiter der Abteilung Bergsport und Skitouren bei den Naturfreunden:
Im Bergsportfachhandel wurden im dieses Jahr mehr Skitourenausrüstung verkauft denn je. Viele Alpinskifahrer sehen im Skitourenbereich gerade in diesem Winter eine ideale Möglichkeit, sich mit dem nötigen Abstand in der freien Natur zu bewegen. Wir gehen davon aus, dass es heuer zu einem deutlichen Anstieg an Skitourengehern und Schneeschuhwanderer kommt, was uns als Naturfreunde natürlich sehr freut. Neueinsteigeren raten die Naturfreunde Österreich aber nichts zu überhasten und langsam und kontrolliert zu beginnen. Das Gelände, in dem man sich bewegt, ist gerade im Winter sehr anspruchsvoll, je alpiner man sich bewegt, desto mehr Erfahrung und Wissen benötigt man. Ein risikobewusstes Verhalten ist gerade in dieser Sportart immens wichtig. Gerade Menschen, die mit Skitouren und Schneeschuhwandern beginnen, sollten unbedingt einen Kurs besuchen, um das Handwerk zu erlernen, um sich in den Bergen sicher zu bewegen. Bei diesen Aus- und Weiterbildungen lernt man insbesondere eine für sich angemessene Tour zu erkennen und zu planen, den Lawinenlagebericht zu verstehen, sich im ungesicherten Gelände bewegen zu können und lernt, wie man mit seiner Notfallausrüstung richtig umgeht.
Lerne von den Profis
Naturfreunde und Alpenverein sind die größten alpinen Vereine mit zehntausenden Mitgliedern in der Steiermark. Ihr Aus- und Weiterbildungsangebot ist vielfältig. Beinahe in jedem Ort gibt es Zweigstellen, wo neue Mitglieder jederzeit herzlich willkommen sind. „Geschult oder geführt und rücksichtsvoll. Jede alpine Skitour, Schneeschuhwanderung oder Bergtour erfordert eine bewusste Vorbereitung, Planung und eine umfassende (Notfall-)Ausrüstung. Eine entsprechende Ausbildung oder eine qualifizierte Führung verhindert unnötiges Risiko und erhöht gleichermaßen den Erholungswert. Das Ausbildungsmaterial des Alpenvereines „Sicher am Berg“ bietet dafür eine wertvolle Hilfe und ist Grundlage für sämtliche alpinen Sportarten. Nehmen wir immer Rücksicht auf andere, Natur und Tierwelt – gemma, bewusst gemeinsame und sichere „Wege ins Freie“!“, sagt Dr. Norbert Hafner, Vorsitzender des Alpenvereins Landesverband Steiermark.
Soll ich oder soll ich nicht?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach. Soll ich in diesen unverspurten Hang einfahren oder doch der Aufstiegsspur folgend wieder zurück ins Tal? Höher, schneller, weiter – die Inspirationen auf Social Media sind in der Realität nicht 1:1 umsetzbar. Dennoch ist ganz entscheidend: defensives Verhalten im alpinen und unwegsamen Gelände ist oberstes Gebot. Wer auf Nummer sicher gehen will, bucht sich einen Bergführer und kann dann sorgenfrei sein Bergerlebnis genießen. „Denn, die Beurteilung der Lawinengefahr für den Einzelhang stützt sich auf die Kenntnis der lawinenbildenden Hauptfaktoren wie Wetter, Schneedecke und Gelände und bedarf daher einer aufmerksamen Beobachtung während der Tour. Die Einzelhangbeurteilung wird vom Lawinenlagebericht nicht erfasst und vorhandene Spuren sind kein Freibrief für Sicherheit.“, ergänzt der Obmann des Steiermärkischen Berg- und Schiführerverbandes Dr. Marcellus G. Schreilechner.
Im Notfall rufe 140
Die Bergrettung Steiermark hat 53 Ortsstellen über die Steiermark verteilt. 1700 aktive Bergretterinnen und Bergretter sind 365 Tage im Jahr einsatzbereit, um Personen im unwegsamen und alpinen Gelände zu helfen. Heuer gab es bereits 1713 Einsätze, im Vergleich zum Vorjahr sind das ein Zuwachs von 10%.
Landesleiter Michael Miggitsch, Bergrettung Steiermark:
„Die Bergrettung Steiermark empfiehlt jeder und jedem Alpinisten eine alpine Tour gut vorzubereiten. Ein Kursbesuch bei einem Bergführer oder den alpinen Vereinen hilft das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen. Eine zeitgemäße Sicherheitsausrüstung gehört genauso dazu, wie ein defensives Verhalten am Berg. Die Bergrettung hilft bestmöglich allen Verunfallten, bittet aber jede Tour sorgfältig zu planen. Dabei sollen die Quellen der Information genau ausgewählt werden. Tipp für Einsteiger: Starten Sie mit kleineren Touren bei sicheren Verhältnissen und am besten mit einem erfahrenen Begleiter.“
Wir holen Dich da raus
Eine Versicherung für Rettungs-, Such- und Bergkosten gehört dazu. Die Mitgliedschaft bei den alpinen Vereinen Naturfreunde und Alpenverein beinhaltet einen solchen Versicherungsschutz. Als Förderer der Bergrettung Steiermark kann man zweierlei Gutes tun. Ab einem Beitrag von 25.- Euro pro Jahr unterstützt man die ehrenamtlichen Bergretterinnen und Bergretter und ist dabei auch versichert. Ganz einfach und bequem Förderer der Bergrettung Steiermark wird man hier auf unserer Webseite.
Fotos: (c) Sabine Hoffmann