Am Samstag, 5. März 2022 war St. Lorenzen im Paltental Schauplatz der diesjährigen Wintergebietsübung der Bergrettungen aus dem Gebiet Liezen und der Alpinpolizei. Nach einem Lawinenabgang am Almspitz (2188m) in den Rottenmanner Tauern wurde Großalarm für die alpinen Rettungsprofis ausgelöst.
Übungsannahme: Eine vierköpfige Skitourengruppe löste am Morgen beim Aufstieg auf den Almspitz eine große Lawine aus, bei der drei Alpinisten verschüttet worden sind. Ein Mitglied der Gruppe setzte daraufhin einen Notruf ab. Über den Alpinnotruf 140 wurde durch die Landeswarnzentrale Steiermark, die zuständige Bergrettung Trieben und die übrigen Bergrettungen aus dem Gebiet Liezen, die Such- und Lawinenhundestaffel der Bergrettung Steiermark, die Alpinpolizei und die Freiwillige Feuerwehr St. Lorenzen im Paltental alarmiert.
Großalarm für alpine Rettungsprofis
Ein planmäßiger Lawineneinsatz erfordert eine hohe Anzahl an Bergretter:innen. Deshalb wurde zeitgleich Großalarm für die benachbarten Bergrettungen im Gebiet Liezen ausgelöst: Bergrettung Hohentauern, Bergrettung Selzthal, Bergrettung Admont, Bergrettung Rottenmann und Bergrettung Liezen machten sich samt ihrer Spezialausrüstung für Lawineneinsätze auf den Weg. Ebenfalls wurde die Lawinen- und Suchhundestaffel, die Alpinpolizei Liezen sowie der Polizeihubschrauber Libelle Steiermark von der Landeswarnzentrale Steiermark alarmiert.
Bis zum Eintreffen der insgesamt 80 alpinen Einsatzkräfte wurde in der ehemaligen Volksschule von St. Lorenzen im Paltental die Einsatzleitung eingerichtet, von wo aus die alpinen Einsatzkräfte im Tal und am Berg koordiniert wurden. Dafür steht den Bergrettungen neben den klassischen BOS-Funkgeräten weiters eine digitale Führungssoftware und ein Einsatzleitsystem zur Verfügung, auf das sowohl die Landeswarnzentrale Steiermark als auch die jeweilige Einsatzleitung Zugriff hat.
Jede Minute zählt
Bereits wenige Minuten nach der Alarmierung wurden mittels Mannschaftstransportfahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehr St. Lorenzen im Paltental die ersten Bergretter:innen und Lawinensuchhunde über vereiste und schneebedeckte Forststraßen so nahe wie möglich an den Einsatzort gebracht.
Danach ging es für die Bergretter:innen und Lawinensuchhunde samt Ausrüstung per Tourenski weiter. Kurz darauf traf ein geländegängiges Spezialfahrzeug der Bergrettung Hohentauern ein, welches den direkten Weg von Hohentauern über die Hölleralm zum Einsatzort nahm.
Knapp 25 Minuten nach dem Notruf landete unweit der Einsatzleitung der Polizeihubschrauber Libelle Steiermark aus Graz. Fortan brachte der Polizeihubschrauber Lawinensuchhunde, Bergretter:innen und Ausrüstung auf den Lawinenkegel.
„Das Shutteln mit dem Polizeihubschrauber spart kostbare Zeit bei Einsätzen im unwegsamen und alpinen Gelände.“, betont Dietmar Willnauer, Ortsstellenleiter der Bergrettung Trieben die Wichtigkeit von Unterstützung aus der Luft. „Regelmäßiges Training ist sowohl für die Crew aber vielmehr auch für unsere freiwilligen Bergretter:innen unverzichtbar.“ Davon überzeugte sich auch der Triebener Bürgermeister Helmut Schöttl bei einem Besuch am Zwischenlandeplatz des Hubschraubers und in der Einsatzleitung.
Alles nach Plan
Bereits wenige Minuten nach dem Eintreffen der Bergretter und Lawinensuchhunde auf der Lawine wurde durch den Einsatzleiter der planmäßige Lawineneinsatz gestartet. Die ersten beiden Verschütteten wurden sowohl von den Lawinensuchhunden sowie mittels Lawinenverschüttetensuchgeräten (LVS) unter den Schneemassen lokalisiert und befreit.
Einer der Verschütteten hatte kein LVS-Gerät dabei, dieser konnte mittels Einsatz der RECCO-Technologie lokalisiert werden. Bei der RECCO-Technologie werden von einem Detektor Radarstrahlen ausgesendet, die von Reflektoren in der Bekleidung reflektiert werden und so den Bergrettern den Weg zum Verschütteten zeigen.
Nach notfallmedizinischer Versorgung durch Bergrettungssanitäter und Bergrettungsärzte wurden zwei Mitglieder der Skitourengruppe mittels Akja abtransportiert. Zwei davon wurden mittels Tau vom Polizeihubschrauber „Libelle Steiermark“ gerettet und ausgeflogen.
Von der Übung zum Einsatz
In der finalen Phase der groß angelegten Gebietsübung in den Rottenmanner Tauern, noch bevor sich alle an der Übung beteiligten alpinen Einsatzkräfte wieder in der Einsatzzentrale zurückmelden konnten, rückten die ersten „Rückkehrer“ zu vier realen Einsätzen ins Gesäuse aus, um die „daheimgebliebenen“ Kamerad:innen zu unterstützten. Dabei abermals unterstützt vom Polizeihubschrauber „Libelle Steiermark“, sowie den beiden Notarzthubschrauber Christophorus 17 und Christophorus 99 von der ÖAMTC-Flugrettung. „Hier hat es sich gezeigt, wie wichtig es ist auch an Übungstagen genügend Reserven im Tal bereit zu halten um bei realen Einsätzen so rasch und effizient wie auch sonst immer bereit zu sein.“, sagt Manuel Strimitzer, Gebietsleiter-Stellvertreter.
Fotos: Enrico Radaelli, Thomas Wöhry, Sebastian Fink, Michael Haslinger | Bergrettung Steiermark Presse-Team